Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2015; 5(3): 158-165
DOI: 10.1055/s-0041-101747
Kommunikation
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Heilen und Schaden mit Worten – Plazebo- und Nozeboeffekt im Klinikalltag

Julia Rojahn
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Publication Date:
27 July 2015 (online)

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Plazeboeffekte kommen nicht nur in Studien vor, wo man sie versucht auszuschließen: Jede Behandlung und jede Medikamentengabe zeigt neben ihren spezifischen auch unspezifische Wirkungen – positive oder auch negative. Kennt man sie, kann man sie in der Therapie gezielt nutzen bzw. vermeiden. Manchmal ist das wichtiger als der tatsächliche Wirkstoff.

Kernaussagen

  • Plazebo- und Nozeboeffekte sind keine Einbildung, sondern – als nicht spezifische Effekte – ein Bestandteil jeder Therapie. Sie beruhen v. a. auf Erwartungen, Lerneffekten und der Arzt-Patienten-Kommunikation.

  • Diese Mechanismen kann man nutzen, um eine Behandlung zu verbessern und unerwünschte Wirkungen zu vermeiden – z. B. indem man ein Medikament bewusst offen oder verdeckt verabreicht.

  • Außerdem sollte der Arzt den Nutzen einer Behandlung betonen, die bisherigen Erfahrungen des Patienten berücksichtigen, negativ besetzte Wörter und Ausdrücke vermeiden und Nebenwirkungen adäquat darstellen.

  • Reine Plazebopräparate darf der Arzt nur mit Zustimmung des Patienten verabreichen – und bei schweren Erkrankungen höchstens zusätzlich zur üblichen Therapie.

Ergänzendes Material